News Ticker

Im Interview Jörg Bechtold – Whiskyexperte aus Karlsruhe

Jörg Bechtold beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren mit dem Thema Single Malt Whisky. Auf mehreren Reisen nach Schottland hat er Land und Leute kennen gelernt sowie viele Destillerien besucht und dort bei Tastings und Seminaren sein Wissen vertieft.

Seit 2002 betreibt er die WHISKYFANPAGE.DE, die im Jahr über 150.000 Besuche verzeichnet und damit wohl zu den meistbesuchten privaten Whisky-Seiten in Deutschland gehört. Seit 2007 hat er Erfahrung in der Veranstaltung von Whisky-Tastings. Unter anderem erlangte er auch Auszeichnungen wie z.B. den „Glenfiddich Master of Malt“, „Master of Bowmore Blas“ und den „Whyte & Mackas Whisky Specialist“.

Nicht nur weil Jörg aus Karlsruhe – unserer Heimatstadt – kommt, haben wir Ihn um ein Interview gebeten.

Die Fragen die wir im gestellt haben und seine Antworten kannst du hier nachlesen:

Welche Gläser eignen sich für ein Whisky-Tasting Zuhause wenn keine Nosinggläser vorhanden sind?

Jörg Bechtold: Bei einem Nosing-Glas geht es wie der Name schon sagt um das Riechen. Also sollte das Glas eine nach oben zulaufende Form haben, die den Duft des Whiskys in die Nase leitet. Das kann ein Sherry-Glas sein, ein kleines Weißweinglas oder auch ein anderes eher schlankes Spirituosenglas. Wenn das Glas zudem nicht zu dick ist, leitet es die Handwärme gut an den Whisky weiter und sorgt dafür, dass er seine Aromen freisetzen kann.

Sollten bei einer Verkostung unter Anfängern besondere Whiskys oder Whiskys welche mit Fassstärke abgefüllt wurden verkostet werden?

Jörg Bechtold: Wer Fassstärken nicht gewohnt ist hat es zunächst einmal schwer, ihre Faszination zu entdecken. Sie brauchen oft Zeit und auch ein paar Tropen Wasser, damit die Aromen gegen den Alkohol ankommen. Dafür bieten sie dann meistens mehr, weil sie ungefiltert sind und der Alkohol auch Geschmacksträger ist. Bei Anfängern sollte man daher eher Whiskys zwischen 40-50% wählen und vielleicht erst am Schluss eine Fassstärke einbauen, wenn sich die Geschmacksnerven schon an den Alkohol gewöhnt haben und man auch die Zeit hat, auf die Aromentwicklung zu warten.

Welche Whiskys eigenen sich besonders gut für Anfänger?

Jörg Bechtold: Man tut Anfängern keinen Gefallen, wenn man ihnen supertolle Einzelfassabfüllungen in Fassstärke für 120 € auftischt, die ihnen dann entweder gar nicht schmecken oder wo sie bei der Nennung der Preise rückwärts vom Stuhl fallen. Auf der anderen Seite machen die bekannten  „Supermarktwhiskys“ auch keinen Sinn, denn die haben sie ja vielleicht schon selbst gekauft und getrunken. Es gibt aber auch im unteren Preissegment zwischen 30-40 € eher unbekanntere Abfüllungen, die völlig unterschätzt werden. Zum Beispiel Benromach, Deanston, Glenfarclas, Glenturret oder auch torfige wie Kilchoman, Ledaig, Big Peat und viele andere. Von Exoten wie Amrut oder Armorik mal ganz zu schweigen. Was besonderes eben, aber preislich im Rahmen.

Mit welchem Whisky sollte entsprechend den Aromen und dem Alkoholgehalt begonnen werden? (niedriger/hoher Alkoholgehalt zuerst, „milder“/kräftiger Whisky zuerst?)

Jörg Bechtold: Die Frage beantwortet sich eigentlich von selbst. Wer als ersten Whisky am Abend einen Laphroaig trinkt wird vom Rest nicht mehr viel schmecken. Also immer schön aufsteigend und Bourbon Cask vor Sherry Cask. Was ganz nebenbei bemerkt dazu führt, dass die letzten Whiskys am Abend ganz anders wahrgenommen werden, als sie eigentlich sind. Wem der Laphroaig als sechster Whisky am Abend schmeckt und ihn sich am nächsten als ersten eingießt wird sein grünes Wunder erleben.

Welche Speisen bzw. Lebensmittel eignen sich besonders gut für ein Food-Pairing mit Whisky?

Jörg Bechtold: Einfach mal überlegen, welche Aromen der Whisky enthält. Ist er eher süß, blumig, fruchtig, salzig, torfig, …? Dann überlegen, welche Aromen das Essen enthält. Es gibt nahe liegende Kombinationen wie Lagavulin mit Seafood oder Sherry-/Portcasks mit Fruchtdessert. Aber ruhig auch mal weiter denken, z.B. was sind die Beilagen oder mit was wurde gewürzt? Ich habe schon bei einem Whisky-Dinner einen eher leichten Mackmyra First Edition mit einem Kalbfleisch in Kräuterkruste mit angebratener Wassermelone auf Curryschaum kombiniert und es hat perfekt gepasst – wegen der honig-fruchtigen Melone mit Röstaromen, die sich beide im Whisky widerspiegeln.

Mit was sollte während einer Verkostung die Geschmacksnerven neutralisiert werden?

Jörg Bechtold: Ganz einfach mit stillem Wasser zum Ausspülen des Mundes (und der Gläser) und Brot zum Aufsaugen der Flüssigkeit im Mund.

 

Wie bedanken uns ganz herzlich bei Jörg Bechtold für das Interview und die interessanten Antworten!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*